Hinfahrt

Hinfahrt
28.01.2011
Auf nach Marokko! Seit den letzten Reisen setzen wir auf die Methode des schleichenden Einpackens, dh. in den Wochenenden vor dem Abfahrtstermin holen wir das Auto und parken es vor der Haustüre, um schon Sachen einzupacken. In der Wohnung waren verschiedene Kisten und Säcke strategisch verteilt, in denen in dem Moment das Ding reingeworfen wurde, in dem man realisierte, dass es während der Reise von Nutzen sein könnte.
Manche Dinge wurden vom anderen für nicht sinnvoll befunden und in einem unbeobachteten Moment wieder entfernt.  Was nicht bedeutete, dass  es dieses Ding  dann  doch nicht irgendwie ins  Auto geschafft haben („komisch, ich habe mir eingebildet, diese SIGG Flasche schon mindestens zweimal in die Geschirrbox geworfen zu haben…“).


Vorteil: Am tatsächlichen Abfahrtstage muss nicht mehr so viel gemacht werden, was sich diesmal sehr gute Taktik herausstellte, da Rhino in den Tagen vor der Abreise bis zum Abfahrtstag selber praktisch keine Zeit zum Packen hatte.
Nachteil: Man muss eine Liste führen, die sich dann in mehrere Listen aufspaltet (Küche, Gewand wtc.) und das darauf folgende Chaos kann dazu führen, dass man nicht ganz unwichtige Dinge vergisst. Diesmal: Gabeln.
 Aber wir haben es geschafft um 15:20 war Abfahrt. Wirklich wichtig ist ja nur die Triade Pass Ticket Geld.
Zuerst machten wir noch kurz Halt bei Rolands Bruder Rene und Nadine+Kindern und dann  gings noch in derselben Nacht weiter bis zu einer Autobahnraststation vor Venedig, bei  Temperaturen um 0 Grad wurde die Nacht recht frostig.

29.01.2011
In Italien wird auf der Autobahn prinzipiell nicht im Auto gefrühstückt da die Autobahnraststationen für (a) rhino guten Kaffe und Croissants und für (b) roland gute Kaffee, Croissants und ein gewisses Eiltempo in der Abfertigung liefern. Sprich: Schnell im stehen den Cappuccino vertilgt und dann geht’s weiter, mit langen Pausen (= der Wurst und Käsevorrat für Marokko kommt diesmal aus Italien) und gemütlich über die elendslangweilige und immer nebelige Poebene und dann über den vermutlich interessanteren Apennin, wegen Schneetreiben und Nebel sind wir diesmal allerdings wieder durchgebraust. In Livorno haben wir dann so dermassen schnell den Hafen und unser Schiff gefunden, dass wir schon um 18.30 Uhr an Bord waren (Abfahrt:24 Uhr) Dass wir damit unseren Aufenthalt auf der Fähre von 56 Stunden auf 61.5 Stunden verlängern würden, dämmerte uns erst, als wir unser Lager (siehe Foto) bereits aufgeschlagen hatten.


30.01.2011
Langweile macht sich breit, was allerdings gut fürs Reisetagebuch ist – so ausführlich wird’s wohl  nicht mehr werden. Die Nacht war ziemlich stürmisch, man konnte praktisch nicht gehen, ohne sich festhalten zu müssen, da es einen sonst alle 5 Meter in die andere Richtung verschlagen hätten. Nach einer Weile gewöhnt man sich jedoch daran, es fühlt sich an wie eine Mischung aus Wiege und Hochschaubahn da alle ca. 5-10 Minuten das Schiff auf eine wirklich hohen Welle raufgehoben wurde und dann ebenso abrupt (wie schreibt man das???) wieder abstürzte.
Jetzt ist allerdings alles wieder relativ flach  und wenn man an Deck spazieren geht merkt man, dass wir schon in einer deutlich wärmeren Klimazone sind.
Der Schiffsalltag ist leider wirklich öde, auch die anderen Reisenden lahnen unmotiviert in Sesseln herum, können aber, im Gegensatz zu uns, wenigstens alle 2-3 Stunden den Rumlahnplatz wechseln, da sie nicht durch den Hund an einen Ort gebunden sind. Mit dem Hund kann man nur draußen spazieren gehen, und das lädt trotz wärmeren Temperaturen wegen Regen und Wind nicht zum Verweilen ein.
Das bedeutet leider, dass wir in Tanger aus dem Auto rollen werden, da wird außer schlafen und essen nicht viel tun können.

31.1./1.2. Gut, dass wir für die Rückreise nur bis Valencia gebucht haben: heute früh um 7 sind wir in dieser Stadt angekommen und um 14 Uhr immer noch nicht weiter gefahren = noch 7 unnötige Stunden mehr auf dem *#%& Schiff. Dafür ist es schon eine gute Einstimmung für Marokko, schon ab Livorno waren ca. 90% marokkanische Mitreisende, vor allem Männer, die mit zunehmender Nähe zu Marokko schon vom Europa-modus in den Afrika-modus gewechselt sind (Kaftan, Schlapfen und Wasserpfeife). Hier in Valencia sind jetzt vor allem (Groß)familien zugestiegen, die nun wie wir ihr Lager auch auf den Decks aufgeschlagen haben. Während unser Platz mit Isomatten und Schlafsack gekennzeichnet ist, haben die Marokkaner stets riesige, bunte Plüschdecken zum schlafen (um 310 DH in Marjane erhältlich, Rhino braucht sowas unbedingt) und sind ebenso wie wir mit Tonnen an Essen ausgestattet. Den vorher nur spärlich besetzten Schlafsesselraum okkupierte nun eine Großfamilie aus Valencia/Melilla – schon bald kannten wir die gesamte Familienstruktur, leider gab es ein paar Kommunikationsschwierigkeiten, da sie nur spanisch und arabisch sprachen und erstaunlicherweise gar kein Französisch. Mit Händen und Füssen unterhielten wir uns, wobei es recht schwierig war zu kommunizieren, dass der Hund zwar nett ist, aber keinesfalls von 3-jährigen angefasst werden will. In der Nacht war dann doch ein ziemlicher kultureller Unterschied zu spüren: während die gesamte Familie offensichtlich so nahe beieinander wie möglich schlafen wollte und es gar nichts ausmachte, dass wir dazwischen lagen, hatten wir doch eher das Bedürfnis nach ein bisschen persönlichen Freiraum. Besonders, als uns klar wurde, dass wir nur mehr nach einigen akrobatischen Hüpfbewegungen über diverse Beine aufs Klo gehen konnten – was noch durch das schwankende Schiff erschwert wurde. Da das Schiff noch eine zusätzliche Verspätung von 5 Stunden hatte verbrachten wir übrigens gesamt 66 Stunden auf der Fähre. Am neuen Hafen Tanger Med wurden wir dann gleich von einem Polizisten in die falsche Richtung gewachelt, was dazu führte, dass wir eine Ehrenrunde im Hafen machten. Beim Zoll dann die nächste Überraschung: im Einfuhrformular für das Auto hatte Roland die falsche Kennzeichennummer eingetragen. Große Verwirrung und ein grimmig dreinschauender Polizist. Roland sagte noch „vom alten Auto“ und dann verschwand der Polizist. Des Rätsels Lösung: auf der grünen Versicherungskarte, die man extra für Marokko bestellen muss, steht eine falsche Kennzeichennummer, die Roland auf das Einfuhrformular übertrug, ohne in der Zulassung nachzuschauen. Die blöde Versicherung hat uns daher ein paar spannende Minuten beschert. Glücklicherweise nahm uns der Polizist die Geschichte vom „alten Auto“ ab. Der nächste interessante Moment dann beim Bankomaten gleich nach der Grenze: er fraß mal kurz Rolands Karte, spuckte sie aber gnädigerweise nach ein paar Schreckminuten wieder aus, sogar mit dem bestellten Geld. Der weitere Tagesverlauf war dann verhältnissmäßig angenehm: dauertuckern bis kurz vor Marakech, auf der Autobahnraststation schlafen, alles in allem kein großer Unterschied zu Italien vor drei Tagen (auch von Temperatur und Flair her), abgesehen vielleicht von den hier üblichen Polizeikontrollen. Wir werden ja fast immer rausgewachelt, weil das Auto (Mercedes Busse sind hier wirklich verbreitet) und Roland auf den ersten Blick recht marokkanisch aussehen. Wenn der Polizist erkennt, dass wir Touris sind werden wir entweder gelangweilt weitergewachelt oder smalltalken kurz über unsere Herkunft und Ziel. Jedenfalls sind wir alleine an diesem Tag 4mal aufgehalten worden. Fotoblock: reise, 2*Lagerplatz, 2* schiffsfotos an Deck.

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