|
18.02.06 Irgendwie wurde es uns zu überlaufen und zu langweilig und wir hatten genug von der Aussicht auf dutzende Campingwägen auf, links und rechts von der Strasse. Bei jeder größeren Ortschaft gibt es außerdem ummauerte Plätze, wo sich Rad an Rad mit Satellitenschüssel ausgestattete Campingbus-Monster aufhalten, vermutlich monatelang. Die Fahrt führte uns zuerst nach Tifnit, einem kleinen Fischerort, wo einerseits das Campen verboten war und andererseits schon 5 Campingmonster standen. Deshalb: Flucht, zuerst durch grüne und fruchtbare Ebenen und dann in ein eher karges Hügelland am Meer (Ausläufer des Anti-Atlas). Letztendlich fanden wir eine ziemlich holperige Strasse, die zu einer wunderschönen Bucht führte. Dort stand bereits ein Franzose, allerdings nicht im Campingwohnwagenmonster sondern in einem umgebauten Mercedes Bus. Außerdem hatte er Dreadlocks und zwei Hunde, die sich mit dem hier regierenden Amarellen-Hund Rudel bestens verstanden- im Gegensatz zu Amarella, die es schaffte 7 Strandhunde mit einem einzigen Beller in die Flucht zu schlagen. Am Abend gesellte sich dann noch ein Halleiner mit einem alten Hanomag-LKW zu uns, sowie bauarbeitende Marokkaner- diese luden am Strand Sand und Flusssteine in LKWs.
19.02.06
Danach versuchte sich Roland als 4x4Fahrer und wir versuchten über eine üble Piste Richtung Plage Blanche zu koen. Nach 10km gaben wir, völlig durchgerüttelt auf: es war zwar möglich, aber 40km waren einfach zu lang. Also fuhren wir die „richtige“ Strasse. Diese führte uns durch pittoreske grüne Täler um schließlich direkt in der Wüste zu enden. Dort befand sich Guelmim, ein grösserer Ort, der seine Grösse dem Kamelarkt verdanken zu hatte. Nachdem es aber kaum noch Karawanen durch die Sahara gibt (v.a. wegen Grenzkonflikten), ist dieser Ort heute eher verschlafen. Danach fahren wir wieder in gebirgigere Gegend, die normalerweise vermutlich völlig vertrocknet ist. Februar ist aber offensichtlich hier der fruchtbarste und feuchteste Monat: überall blüht es in den Farben gelb, violett und weiss und grüne Weizenfelder bedecken die Täler, wo sich das Wasser sammeln dürfte. Wir haben gelesen, dass es inmitten dieser sonst kargen Gegend ein Campinger sein soll, ca. 1km von einem alten spanischem Fort entfernt. Wirklich finden wir ihn, ganze zwei andere Autos stehen dort, ansonsten ist er wie ausgestorben. Dafür kostet er 66 Dirham- sehr teuer also. Am Morgen merkt Rhino warum: es gibt Duschen mit WARMEN, fließendem Wasser- nach 3 Wochen ohne Warmwasserduschen echt eine Wohltat! Leider wird uns , als wir zum Fort spaziert sind, klar, dass es leider der ure Blödsinn war, in diesem Campinger einzuchecken: gleich neben dem Fort befindet sich eine echte Oase, mit befahrbarer genügend Stehmöglichkeiten fürs Auto- unter Palmen, Bäumen, direkt am Wasser und unter den roten Zinnen der verfallenen Festung, und kein Mensch! Ärger! Na ja, nächstes Mal dann... Am Rückweg bekommt Amarella wie immer einen narrischen Anfall, als wir sie entleinen. Als sie zurückkehrt merken wir, dass sie sich beim Toben eine hintere Kralle ausgerissen hatte. Nachdem sie aber keinen Muckser macht, deswegen, gehen wir nicht davon aus, dass sie etwas daraus gelernt hat, aber den Verband merkt sie sich vielleicht
In der Früh checken wir gleich aus, um zum Plage Blanche weiterzufahren, in dem wir große Hoffnungen gesetzt hatten. Doch leider blies der Wind so dermaßen stark, dass wir trotz der eigentlich schönen Gegend beschlossen, weiter gegen Süden zu fahren.
21.02.06 Gleich in der Früh hatten wir wegen Wind und schlechtem Wetter genug von der Sahara und brachen wieder Richtung Agadir auf. Bei der Fahrt merkten wir erst, wie weit wir schon im Süden gewesen waren, denn wir mussten 400km zurück fahren, meistens durch sehr trockenes Steppengebiet. Als wieder hie und da die ersten Bäume auftauchten, kam uns das schon wie ein üppiger Garten vor. Bei einem Vogel-Naturschutzgebiet rund 50km vor Agadir fanden wir einen sehr schönen Schlafplatz an einem Fluss. Dieser war voll mit Ibisen, Waldrappen, Fischbussarden etc., wie uns ein sehr netter, aber leider sehr beharrlich unsere Gesellschaft suchender marokkanischer „Vogelführer“ erklärte. Laut seiner Erzählung bezahlen britische Bird-Watcher bis zu 50 Euro um eine ganz bestimmte Vogelart zu sehen. Wir hingegen wussten von den meisten Vögeln nicht einmal den deutschen Namen. In der Nacht sangen Frösche und Gelsen um unser Auto und in der Früh brachen wir noch vorm Kaffe nach Agadir auf, da wir erstens kein Frühstück mehr hatten und zweitens der Ort plötzlich sehr belebt war (mit Fischern, Kuhmelkern und unserem Vogelführer). Im riesigen und sehr westlichen Supermarkt von Agadir deckten stockten wir unsere Vorrräte auf- da sollte jetzt die nächsten 2 Wochen halten. Geschenkwünsche aus Marokko bitte posten, denn wir haben vor Ende nächster Woche ins Landesinnere (Marrakesch, hoher Atlas etc.) zu fahren.
Die Polizei hierzulande nimmt ihren Job sehr ernst, und so ist es üblich, dass ca. alle 40km Polizisten links und rechts am Strassenrand stehen. Vorbeifahrende Autos müssen in Schrittgeschwindigkeit vorbeifahren, wenn sie weiter gewunken werden. Ca. jedes zweite marokkanische Auto wird angehalten, Touristen werden meistens durch gewunken oder nur kurz nach dem Ziel und dem Herkunftsland gefragt.
Rhino und Roland
|
|
text |